Eugenia Schaller ist 100% Bio
Eugenia Schaller hat nach dem Bachelor auch ihren Master an der ADG Business School erfolgreich absolviert. Inzwischen ist sie Geschäftsführerin des Ökokistenbetriebs "Boßhammersch Hof". Privat reist sie gerne minimalistisch. Was das für ihre Arbeit bedeutet und was sie heute über ihr Studium bei uns denkt, lest ihr im Interview.
Eugenia, danke, dass du Zeit für uns hast. Du bist Geschäftsführerin des Boßhammersch Hof - euer Versprechen lautet „100% Bio, frisch ins Haus geliefert“. Was genau ist das Besondere an eurem Geschäftsmodell?
Sehr gern! Wir als Ökokistenbetrieb vertreiben ausschließlich 100% Bioware, die wir seit über 20 Jahren regional mit unseren eigenen Lieferfahrzeugen an Privathaushalte, Firmenkunden, Kindergärten und Schulen ausliefern. Gleichzeitig unterstützen wir als Bio-Vermarkter regionale Landwirte, in dem wir deren Erzeugnisse zu fairen Preisen abnehmen und in unserer Region vermarkten. Die langjährige Partnerschaft mit unseren Landwirten ist dabei auf Augenhöhe.
Branchentechnisch zählen wir zum Einzelhandel. Unser Sortiment umfasst ca. 2000 laufende Artikel. Neben Obst & Gemüse, bieten wir als Ökokiste zusätzlich Milchprodukte, Trockenware, Getränke, Kosmetik und sogar Blumenerde an. Das bedeutet, dass unsere Kunden ihren gesamten Wocheneinkauf bei uns bestellen können. Die Bestellung kann entweder über unseren Onlineshop, telefonisch oder per Mail aufgegeben werden.
Neben der hohen Servicequalität liegt uns ein hoher Qualitätsstandard bei unseren Produkten am Herzen. Unser Betrieb gehört dem Verband „Ökokiste e.V.“ an. Die strengen Statuten des Verbandes geben uns vor, dass wir möglichst viel Verbandsware im Sortiment vorhalten. Das heißt konkret, dass wir nicht nur EG-Bio Ware mit Bio-Mindestanforderungen anbieten, sondern überwiegend Verbandsware verkaufen, die von den Verbänden Bioland, Demeter oder Naturland zertifiziert wurde.
Ist „ökologischer Landbau“ dann quasi eine Art Schritt zurück in Richtung ursprünglicher, traditioneller Landwirtschaft oder gibt es hier Unterschiede?
Nicht ganz, unsere Landwirte haben einen ähnlich leistungsstarken Fuhr- und Maschinenpark wie deren konventionelle Kollegen. Bei der ökologischen Landwirtschaft wird der ganzheitliche Ansatz verfolgt. Es geht darum, den Naturschutz und das Tierwohl beim Wirtschaften zu integrieren und Nachhaltigkeit anzustreben. Unsere Landwirte unterliegen beispielsweise strengen Verbandsregulierungen, so dass die Böden, die sie bewirtschaften nicht mit Pestiziden behandelt werden dürfen. Das heißt im Umkehrschluss weniger Ertrag bei der Ernte. Zudem liegen ökologische Böden länger brach im Vergleich zu konventionell betriebenen landwirtschaftlichen Flächen. Dadurch bleiben die Böden nachhaltig fruchtbar, ohne künstlich in den natürlichen Wachstumsprozess beim Anbau von Getreide und Gemüse eingreifen zu müssen. Das kostet den Landwirt bei betriebswirtschaftlicher Betrachtung Ertrag, der gern in Kauf genommen wird.
Es gibt ja auch weitere Anbieter von Öko- und Biokisten – Was unterscheidet euch von anderen?
Wie eingangs beschrieben gehören wir als Ökokistenbetrieb dem Verband Ökokiste e.V. an. Unser Verband wurde 1996 von sechs Gründungsmitgliedern gegründet. Mittlerweile gehören über 40 Betriebe dazu. Jeder einzelne Betrieb ist in seiner Region verwurzelt und arbeitet individuell mit regionalen Landwirten in der Rolle des Vermarkters zusammen. Regionalität und kurze Transportwege sind bei der gemeinsamen Zusammenarbeit besonders wertvoll.
Der Verband und wir als einzelner Ökokistenbetrieb wollen nicht nur mit reinen Biosiegeln glänzen, sondern Werte wie Ökologie und Nachhaltigkeit aktiv leben. Deshalb engagieren wir uns seit über 20 Jahren dafür, dass unsere Ware in
Mehrwegkisten, möglichst verpackungsfrei beim Verbraucher ankommt. Unser Salat kommt zwar in eine Tüte, jedoch in eine auf Zellulosebasis, die sich schnell auflöst und kompostierbar ist. Das differenziert uns von anderen Anbietern, die ebenfalls Bioware anbieten und zugleich mit viel Verpackungsmaterial auf Plastikbasis arbeiten.
Zusätzlich stehen wir als Betrieb vor der Herausforderung bis 2025 komplett CO2 neutral zu sein, - und das ohne externe Einflussnahme. Aktuell arbeiten wir an der Reduktion unserer fossilen Energieverbräuche, um das ambitionierte Ziel realistisch erreichen zu können. Ein weiterer Schritt wird unser neues Betriebsgebäude, welches ökologisch und CO2 neutral gebaut werden soll.
Die Nachfrage nach Bio-Produkten wächst zunehmend bei den Verbrauchern – wie erklärst du dir diesen Trend und denkst du, dass sich dieser weiter fortsetzt?
Allein in diesem Jahr hat die Naturkostbranche einen Umsatzzuwachs von über 18% im ersten Halbjahr verzeichnet. Ökokistenbetriebe sind im Schnitt um 40% gewachsen. Das ist wirklich beeindruckend, wenngleich die Corona Pandemie einen Teil des Umsatzes dazu beigetragen hat. Dennoch Bio ist momentan hip! Ich denke, dass Endverbraucher immer mehr Wert auf Transparenz hinsichtlich der Wertschöpfungskette sowie auf Regionalität beim Kauf Ihrer Lebensmittel achten und deshalb bereit sind mehr Geld für authentische Produkte zu bezahlten. Deswegen bin ich optimistisch, dass sich dieser Trend fortsetzen wird und wir als Ökokistenbetrieb gute Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten haben.
Du reist sehr gerne und bist dabei am liebsten minimalistisch mit dem Rucksack unterwegs – hat das auch Einfluss auf deine Arbeit und die Ökokiste?
Ja absolut, ich lebe relativ minimalistisch, kaufe überwiegend gebrauchte Sachen und achte grundsätzlich darauf was ich konsumiere. Das Reisen mit dem Rucksack zeigt mir immer wieder auf wie wenig wir benötigen, um glücklich und zufrieden zu sein. Gutes Essen auf Reisen ist für mich ein guter Impuls, um unser Produktportfolio zu erweitern. Zuletzt waren es Kaffir Limettenblätter.
Ein kurzer abschließender Rückblick: Dein Abschluss bei uns liegt inzwischen eine Weile zurück. Denkst du noch oft an uns und würdest du sagen, dass dir dein Studium auf dem Weg hierhin geholfen hat?
Die Zeit vergeht wirklich wie im Flug! Kaum zu glauben, dass der Start vom Bachelor bereits zehn Jahre zurückliegt. Rückblickend war das Studium an der ADG Business School eine wertvolle Erfahrung für mich, um zu lernen, schnelle Entscheidungen zu treffen und Dinge hinsichtlich ihrer vielfältigen Möglichkeiten zu hinterfragen. Der Transfer von der Theorie in die Praxis ist wirklich wertvoll gewesen und begleitet mich bis heute täglich. Betriebswirtschaftliche Instrumente in der Theorie zu kennen ist grundsätzlich gut, jedoch das richtige Instrument im richtigen Moment zu nutzen, ist aus meiner Sicht das echte Leben. Gerade deshalb war das Studium an der ADG Business School so hilfreich diese Methoden praxisnah zu lernen! Danke dafür!