Im digitalen Wandel ist Flexibilität der Schlüssel zur erfolgreichen Innovation.
Flexibilität, ganzheitliche Betrachtung und Teamarbeit – so gestaltet Florian Kern, agiler Product Owner für mobile Banking Apps bei der Atruvia AG, innovative digitale Anwendungen. Im Interview berichtet er, wie sein berufsintegriertes Studium an der ADG Business School ihn auf diese Rolle vorbereitet hat.
Florian, als agiler Product Owner für mobile Banking Apps beim IT-Dienstleister Atruvia AG bist du in einem sehr innovationsgetriebenen Fachbereich tätig. Welche Rolle hat dein Studium an der ADG Business School für deine berufliche Entwicklung gespielt?
Definitiv eine entscheidende Rolle. Ich würde sagen: Ohne das Studium wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Als ich mein Studium begann, war ich noch bei einer VR Bank in der Kundenbetreuung für Privatkunden tätig. Darüber hinaus habe ich Digitalisierungsprojekte geleitet und neue technische Lösungen im Unternehmen implementiert. Dennoch bin ich an Grenzen gestoßen und wollte mir neues Wissen aneignen. Die Digitalisierung von Geschäftsmodellen und Produkten hat mich von Anfang an sehr interessiert. Ich vertrat zum Beispiel die Meinung, dass in der Zukunft die Nachfrage nach einem Bankbesuch tendenziell eher abnimmt, während die Nachfrage nach einer „digitalen Bankfiliale“ steigt. So lag auch mein Fokus im Job auf Banking-Apps. Also wollte ich mich weiterentwickeln. Eine Bewerbung in einem IT-Unternehmen ohne Hintergrundwissen war jedoch schwierig, weil ich zu dem Zeitpunkt den klassischen BWL-Bachelor hatte. Mir war klar, dass ein Master-Studium mit dem Fokus auf digitalen Innovationen der entscheidende Entwicklungsschritt sein sollte. Diese Überzeugung hat mich angetrieben und mich letztendlich auf den Studiengang an der ADG Business School gebracht.
Du hast den Master in Digital Innovation & Business Transformation abgeschlossen. Kannst du mehr darüber erzählen, wie dieser Studiengang dir dabei geholfen hat, dich auf die rasante digitale Entwicklung vorzubereiten?
In diesem Studium erlangt man nicht nur Grundkenntnisse für innovative Geschäftsmodell-Bewertungen, das Entwickeln von Produktideen und im Bereich Produktmanagement. Man lernt die Grenzen zwischen alter und neuer Technologie zu erkennen, entwickelt ein Grundverständnis in verschiedenen Bereichen und gewinnt neue Perspektiven durch den Austausch mit Kommilitonen. Die vielen Case Studies haben meine Denkweise für tiefgreifende Analysen geöffnet. Wir haben uns immer wieder gefragt: Wo stehen wir heute und wohin wollen wir? Haben wir unsere Kunden mitgenommen? Es geht darum, die Zusammenhänge zwischen einem Produkt und der Geschäftsstrategie zu verstehen. Welche Produkte werden in Zukunft gefragt sein? Welche neuen Wege können wir gehen? Der Studiengang vermittelt ein umfassendes Verständnis, von der Managementperspektive bis zur Teamebene. Man erkennt, welche Akteure im Unternehmen benötigt werden und wie wichtig eine gute Kommunikation ist. Das Studium an der ADG Business School hat anhand von Praxisbeispielen vermittelt, wie wichtig bei allen Digitalisierungsvorhaben die Betrachtung der Auswirkungen auf das Gesamtunternehmen ist.
Du bist heute agiler Product Owner für mobile Banking Apps. Welche konkreten Fähigkeiten und Kenntnisse, die du während deines Studiums erworben hast, setzt du in deiner täglichen Arbeit ein?
Agiles Produktmanagement, Canvas, Scrum – solche und viele weitere Themen wurden behandelt. Das theoretische Wissen ist das eine. Das andere ist, wie man Design Thinking oder agile Methoden praktisch einsetzt? Genau darum ging es im Studium. In der Inno-Werkstatt in Montabaur haben wir praktisch experimentiert, Hürden erkannt und die Theorie in die Praxis umgesetzt. Solche Erlebnisse fehlen in Lehrbüchern und Präsentationen. Durch den persönlichen Austausch vor Ort konnte ich viel lernen und tiefgründig hinterfragen: Warum machen wir diesen Prozess? Was bringt es den Kunden? Diese Reflexion und Verknüpfungen konnte ich durch den persönlichen Austausch in meinem Netzwerk auf dem Campus Schloss Montabaur optimal erarbeiten.
Am Ende haben wir eine Geschäftsmodellbewertung vornehmen können. Wir haben die Geschäftsstrategie mit unseren Produktzielen verbunden. Das waren Beispiele aus der Praxis der Dozierenden, aber parallel haben wir immer eigenverantwortlich an den Problemstellungen unseres eigenen Produkts gearbeitet. Das Studium hat mir die Möglichkeit gegeben, alle Fragestellungen bezüglich der Produktentwicklung für meinen Arbeitgeber zu reflektieren.
Inwiefern hat die ADG Business School das Konzept des digitalen Lernens in deinen Studiengang integriert? Mittlerweile kann man rein digital studieren, du hast ja noch in Präsenz studiert…
Wir konnten digital lernen, mit virtuellem Zugang zur Bibliothek und Ressourcen. Dennoch fand die eigentliche Vermittlung des Inhalts vor Ort statt. Ich kann zwar nicht aus eigener Erfahrung sprechen, wie das rein digitale Studieren ist, aber das Reflektieren und gemeinsame Arbeiten vor Ort bietet eine ganz andere Dimension. Ich würde vorsichtig sein, zu behaupten, dass man den gleichen Lerngewinn zu Hause erreichen kann. Es gibt einfach Aspekte, die man nur in Präsenzveranstaltungen erlebt und davon profitiert.
Ein Studium bietet oft auch die Gelegenheit, wertvolle Kontakte zu knüpfen. Kannst du erzählen, wie dir im Rahmen deines berufsintegrierten Studiums Möglichkeiten für den Austausch und das Networking geschaffen wurden?
Die Präsenzveranstaltungen waren immer äußerst fokussiert. Man kam nicht aus der „Lernbubble“ heraus, es waren intensive 6-Tage-Blöcke. Doch der Austausch beschränkte sich nicht nur auf die Kommilitonen, auch die Professoren waren aktiv involviert. In unserer Gruppe von 15 bis 18 Studierenden haben wir zusätzlich private Austauschsessions organisiert und halten auch heute noch den Kontakt in kleineren Gruppen aufrecht. Da wir alle vor ähnlichen Herausforderungen stehen, unterstützen wir uns gegenseitig bei der Bewältigung von Hürden. Zusätzlich bietet der ADG Alumni-Verein Möglichkeiten für Networking und Austausch über das Studium hinaus.
Als Absolvent des Studiengangs Digital Innovation & Business Transformation bist du ein Experte auf dem Gebiet der digitalen Innovation. Wie siehst du die Zukunft der Bildung und die Rolle, die akademische Institute dabei spielen können?
Wir befinden uns in einer Welt, in der theoretisches Wissen jederzeit online verfügbar ist. Das Lernen hört nie auf und wird immer präsent sein. Aber hier liegt die Herausforderung: Wir können zwar auf Theorie zugreifen, doch das allein genügt nicht. Es geht darum, wie man das Wissen anwendet, und da kommen die Lerninstitute und Akademien ins Spiel – zum Beispiel im Produktmanagement oder bei der Entwicklung digitaler Geschäftsstrategien. Ich kann mir lange technologische Lebenszyklen anschauen, wie die S-Kurve, aber wie bewerte ich, wo wir derzeit stehen? Hierfür braucht es Gesprächspartner, die diese Aspekte kritisch hinterfragen und mit denen man diskutieren kann.
Die hohe digitale Verfügbarkeit von Wissen vermittelt den Eindruck, dass man alles weiß beziehungsweise alles Wissen abrufen kann - obwohl wir in Wirklichkeit noch viel zu lernen haben. Nur weil ich das ABC auswendig kann, heißt das nicht, dass ich die Buchstaben in sinnvollen Kombinationen anordnen kann. Es geht darum, mit Wissen umzugehen. Und das wurde mir im Studium vermittelt.
Wie entwickelst du dich weiter in deinem Beruf? Deine Branche kennt keinen Stillstand …
Derzeit beschäftige ich mich mit technischen Herausforderungen. Ich frage mich: Wie sind Banking-Apps aufgebaut? Welche Infrastruktur steckt dahinter? Ich lese dafür viel, in Büchern, Zeitschriften, aber auch auf LinkedIn, verfolge Beiträge und Diskussionen dazu. Aus diesen Quellen ziehe ich wertvolle Hinweise. Zudem tausche ich mich mit Kollegen aus, die mir weiterhelfen können. Heute muss ich selbst zwar noch nicht programmieren können, würde das für die Zukunft allerdings auch nicht ausschließen wollen. Gerade um ein größeres gegenseitiges Verständnis zu entwickeln, möchte ich verstehen, welche Schritte meine Entwickler für den nächsten Fortschritt unternehmen müssen. Für mich steht immer im Fokus, wie das aktuelle Produkt verbessert werden kann. Daher kann ich mir auch vorstellen, in der Zukunft eigene Programmierentwicklungen zu übernehmen.
Ich lerne gerade, den Unterschied zwischen Theorie und Praxis zu verstehen – das ist ein wichtiger Schritt in meiner persönlichen Entwicklung. Ich hinterfrage viel in meinem Tagesgeschäft, gehe offen auf Kollegen zu und suche nach ehrlichem Feedback. All diese Ansätze sind Grundlagen, die bereits im Studium gelegt wurden.
Im Bereich der Digitalisierung geht es darum, innovative Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Welche Skills sind aus deiner Perspektive zukünftig entscheidend, um ein lösungsorientiertes Denken zu entwickeln und Innovationen in der Arbeit zu fördern?
Erstens: Flexibilität. Innovationen und Weiterentwicklungen basieren oft auf den Wünschen von Kunden und Nutzern, die wir möglicherweise noch nicht erfüllen können oder die sich im Laufe der Zeit ändern. Eine Offenheit für neue Bewertungen von Produkten und Geschäftsmodellen ist essenziell. Starrköpfigkeit hat hier keinen Platz. Die Fokussierung auf den Kunden und seine Beurteilungen ist entscheidend für den Erfolg innovativer Produkte. Dennoch sollte eine Grundvision vorhanden sein, um die Entwicklungsrichtung zu lenken.
Zweitens: eine ganzheitliche Betrachtung. Um lösungsorientiert zu denken, müssen Dinge im Gesamtkontext bewertet werden. Erst dann können fundierte Entscheidungen getroffen werden.
Drittens: Teamarbeit und Motivation. Die Einbindung des gesamten Teams ist unerlässlich. Es ist wichtig, zu verstehen, warum bestimmte Schritte unternommen werden. Ein Team, das die Gründe sowohl für als auch gegen bestimmte Entscheidungen kennt, wird motiviert sein und in die gleiche Richtung arbeiten. Die Fähigkeit, das gesamte Team mitzunehmen, ist der Schlüssel zum Erfolg. Wenn es gelingt, alle an Bord zu holen, können Innovationen auch erfolgreich umgesetzt werden.
veröffentlicht: 01.09.2023 brand eins: Interview